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Bio-Kunststoffe: Bio-Label offenbar nicht gleich Bio-Label
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Bio-Kunststoffe: Bio-Label offenbar nicht gleich Bio-Label

Bio-Plastik mit schlechter Öko-Bilanz – Neudenken erforderlich: Was sich eigentlich biologisch abbauen sollte, erweist sich in der Praxis als zusätzliche Belastung in der Entsorgung und Verschwendung von Ressourcen.

Bio und Kunststoff – was gegensätzlich erscheint, wird aus Mais oder Zuckerrohr hergestellt und somit als Bio-Plastik und damit biologisch abbaubar vermarktet.

Und das vor allem bei Einwegverpackungen, die wiederum direkt auf dem Müll landen und dort keineswegs in verwertbare Bestandteile zerfallen. Nicht umsonst beschwert sich der BUND aktuell, denn die Öko-Bilanz der Bio-Kunststoffe bleibt weit hinter den Erwartungen zurück.

Inhaltsverzeichnis

DIE HERSTELLUNG VON BIO-KUNSTSTOFF – EIN IRREFÜHRENDES LABEL

Der Begriff Bio-Kunststoff impliziert, dass diese Kunststoffe biologisch abbaubar sind – im Gegensatz zur herkömmlichen Plastik, die zwar aus natürlichen Elementen wie Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff besteht, aber eben in der Natur nicht vorkommt und sich nicht zersetzt. Um dem Entstehen von Mikroplastik entgegenzuwirken, werden Bio-Alternativen aus thermoplastischer Stärke, abbaubaren Polyestern, Cellulose oder Polylactid, also dem Polymer der Milchsäure, hergestellt.

Die dafür notwendigen Rohstoffe lassen sich bevorzugt aus Mais oder Zuckerrohr gewinnen, die wiederum in Monokulturen angebaut werden. Offenbar sollte die Verwendung nachwachsender Rohstoffe das Label Bio rechtfertigen – was nur auf den ersten Blick funktioniert. Wie der BUND reklamiert, wird insbesondere in der wasserintensiven industriellen Landwirtschaft verstärkt mit Düngemitteln und Pestiziden gearbeitet, um die gewünschten Erträge zu realisieren. Gleichzeitig verstärken die Monokulturen das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten. Diese Seite der scheinbar attraktiven Bio-Medaille wird jedoch gerne vernachlässigt.

DIE ENTSORGUNG VON BIO-PLASTIK – ZAHLREICHE SCHADSTOFFE INKLUSIVE

Doch das sind noch längst nicht alle Probleme, die Bio-Kunststoffe verursachen: Dem Label zum Trotz verrotten Bio-Kunststoffe nicht so einfach in der Natur – sie müssen aufwendig entsorgt werden. Besonders kritisch ist die Tatsache, dass rund 75 Prozent der aktuell verfügbaren Bio-Plastik-Produkte toxische Stoffe enthalten, die im Ernstfall direkt in die Umwelt abgegeben werdenDie Folge: Bio-Kunststoffe müssen deswegen in industriell betriebenen Kompostieranlagen umständlich aussortiert und gründlich verbrannt werden, um keinen weiteren Schaden anzurichten. Nicht umsonst verweigern viele Entsorgungsunternehmen die Verwertung von sogenannten Bio-Tüten oder anderweitigen Verpackungen aus dem vermeintlich ohne Probleme abbaubaren Kunststoff. Mit einem Wort: Die Umweltbilanz dieser mit Bio gelabelten Plastikartikel ist ausgesprochen schlecht, denn sie nicht recyclingfähig und verursachen eine dramatische Verschwendung von Ressourcen.

DAS BESONDERE PROBLEM: EINWEGVERPACKUNGEN AUS BIO-KUNSTSTOFFEN

Derzeit werden Bio-Kunststoffe vor allem in der Herstellung von Lebensmittelverpackungen eingesetzt – als Einwegartikel. Was passiert nach dem Verzehr? Die Verpackung landet direkt im Müll und der problematische Entsorgungsprozess beginnt. Genau deswegen empfiehlt der BUND einerseits die Reduzierung der Herstellung von Einwegverpackungen – schließlich sind das jedes Jahr mehr als drei Millionen Tonnen Plastik allein in Deutschland. Als Alternative kommen demnach Mehrwegverpackungen in Frage – und zwar sowohl für Getränke und Lebensmittel als auch im Online-Handel bzw. B2B-Geschäft.

Um einen wirkungsvollen Anreiz zu liefern, sollten Einwegartikel mit einer Abgabe von wenigstens 0,50 Euro je Verpackung und 0,20 Euro je Besteck verteuert werden, um Mehrweglösungen günstiger und damit attraktiver zu machen – diese einfach nur anzubieten, wie es ab 2023 zur Pflicht wird, reiche laut BUND nicht aus. Umso wichtiger sind die aktuell laufenden Verhandlungen auf EU-Ebene, die den Umgang mit Verpackungen grundsätzlich neu regeln sollen. So könne die Flut an Einwegverpackungen effektiv eingedämmt werden – sofern die politischen Rahmenbedingungen auch klar und klug gesetzt werden. Die Chance besteht, dass so auch der enorme Nachholbedarf in Deutschland konsequent angegangen wird. Bislang ist beispielsweise die für Getränke geltende Mehrwegquote im Verpackungsgesetz auf 70 Prozent fixiert – hier gibt es noch deutlich Luft nach oben.

BIO-KUNSTSTOFFE: GUTE IDEE – SCHLECHTE UMSETZUNG

Was als Idee spannend klingt, nämlich einen kompostierbaren Kunststoff herzustellen, hat sich in der Praxis (bislang) als Fehlentwicklung erwiesen: Selbst die Verrottung toxinfreier Bio-Kunststoffe führt nicht zur Zersetzung in Pflanzennährstoffe, sondern in eine reine Entsorgung, was dem Grundprinzip der Kreislaufwirtschaft fundamental widerspricht. Es müssen dem Kreislauf nämlich immer wieder Rohstoffe zugeführt werden, um die Herstellung von Artikeln aus Bio-Plastik zu gewährleisten. Allerdings gibt es aktuell durchaus sinnvolle Einsatzmöglichkeiten, wie zum Beispiel in der Landwirtschaft: Würden sich die verwendeten Pflanzfolien und Plastikprodukte nicht mehr in gefährliche Mikroplastikteile zersetzen, wie das bei herkömmlichen Kunststoffen der Fall ist, wäre wenigstens dieses Problem gelöst. Nachhaltig ist das Ganze dann aber noch lange nicht.

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